„In den Köpfen verankern, dass Radfahren Platz braucht“

 

Sabine Nallinger„Als Stadt- und Verkehrsplanerin geht es mir um Mobilität und um Infrastruktur“, sagte Sabine Nallinger, Münchner OB-Kandidatin der Grünen, beim 11. ADFC Mittagsgespräch am 11. Februar vor rund 100 Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Verbänden in der Landesgeschäftsstelle des ADFC Bayern. „In München sind die Kapazitätsgrenzen erreicht, daher müssen wir die Infrastruktur ausbauen.“

Den Titel ihres Vortrags „ Mehr Platz fürs Fahrrad“ begründete die Stadträtin damit, dass die bayerische Hauptstadt pro Jahr um 28.000 Menschen wachse. „In München werden wir die Mobilitätsprobleme nur lösen, wenn wir massiv aufs Rad umsteigen“, so die OB-Kandidatin der Grünen. Dafür gebe es bereits gute Voraussetzungen, „da 80 Prozent der Münchner bereits über ein oder mehrere Räder verfügen und 60 Prozent der Wege in München unter fünf Kilometer betragen“. Eine positive Tendenz sei auch, dass der Anteil des Radverkehrs in den vergangenen zehn Jahren bereits um 74 Prozent angestiegen sei.

Seit vielen Jahren beeinflusst Sabine Nallinger die Geschicke des Radfahrens in München – unter anderem im Projekt MOBINET, wo sie sich bereits vor Jahren für das erste Fahrradparkhaus in München einsetzte.

 „Roter Teppich für die Radler“

Im Verlauf ihres Vortrags stellte die Stadträtin ihre konkreten Ziele für München vor. Dabei wünscht sie sich bei der Organisation des Fahrradverkehrs eine Orientierung an Städten wie Kopenhagen oder Amsterdam, wo die Radverkehrsquote bereits 30 Prozent ausmacht. Um dieses Ziel zu erreichen, „müssen wir den Radfahrern den roten Teppich ausrollen“, unterstrich Nallinger. Ein weiteres Ziel sei, mehr Geld zur Verfügung zu haben. Die Grünen-Stadträtin sprach hier davon, den Radverkehrsetat auf 25 Millionen aufzustocken. Es seien mehr Stellen in der Verwaltung nötig, zudem müsse die Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK) vorangetrieben werden.

 „Man muss in den Köpfen verankern, dass Radfahren Platz braucht – sowohl beim Fahren als auch beim Abstellen“, betonte Nallinger. Dass das noch nicht der Fall sei, belegte die Stadträtin damit, dass rund eine Stunde Diskussion nötig sei, um einen Pkw-Stellplatz in eine Radparkzone umzuwandeln. Nötig sei auch ein Konzept für Radstellplätze für die Stadtteilzentren – und dabei die Schnittstellen mit dem ÖPNV sinnvoll zu nutzen. Zu begrüßen seien hier schnell umzusetzende und zugleich stadtverträgliche Maßnahmen. „Insgesamt wollen wir 30.000 Radständer zur Verfügung stellen“, so Nallinger. Analog zum Pasinger Bahnhof wünscht sie sich gute Radabstellmöglichkeiten am Haupt- und Ostbahnhof sowie entsprechende Servicestationen. 

Vor einem Jahr habe der Münchner Stadtrat die Fahrradabstellsatzung beschlossen, nach der auch auf privatem Grund eine ausreichende Anzahl von Fahrradabstellplätzen errichtet werden müsse, erläuterte Nallinger. Unabhängig davon hofft sie jedoch, dass Bauherren und Architekten bei Bauvorhaben in Zukunft Platz für Räder von Anfang an mitbedenken.

 „Hauptziel: eine weiter lebenswerte Stadt“

„Für große Radprojekte braucht die Verwaltung in Zukunft die Rückendeckung in der Politik“, forderte Nallinger, da solche bislang häufig an Mutlosigkeit scheiterten. Die OB-Kandidatin regte an, dass bei „Mit dem Rad zur Arbeit-Initiativen“ oder „Diensträder-Projekten“ die städtischen Unternehmen Vorreiter sein müssten. „Wenn ich Oberbürgermeisterin werde, gibt es eine Stabsstelle Fahrradverkehr direkt neben meinem Büro“, versprach sie.

Die Anwesenden forderte die Grünen-Politikerin zum regen Austausch auf, um deutlich mehr Fahrradstationen in der Stadt zu realisieren. Das Hauptziel sei dabei eine weiter lebenswerte Stadt: „Das Fahrrad kann einen entscheidenden Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität in München beisteuern“ , ist sich Nallinger sicher.

Auch Armin Falkenhein, Vorsitzender des ADFC Landesverbands Bayern, betonte, dass generell mehr Platz, mehr Geld sowie der politische Wille vorhanden sein müssten, um den Radverkehr und Radmobilität auszubauen.

Text und Foto: Stephanie Neumeier

 

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