Vorbild Niederlande – zeitgemäße Radverkehrsführung

15. ADFC Mittagsgespräch mit Ineke Spapé, Verkehrsplanerin und Städtebauingenieurin bei SOAB, Lektorin "Verkehr und Städtebau" an der technischen Hochschule Breda (NHTV)

Vorbild Niederlande – zeitgemäße Radverkehrsführung

Vorbild Niederlande - zeitgemäße Radverkehrsführung: Radschnellwege und vieles mehr - lautete der Titel des Vortrages der niederländischen Radverkehrsexpertin Ineke Spapé, die auf Einladung des Niederländischen Konsulates als Rednerin für das 15. ADFC Mittagsgespräch gewonnen werden konnte.

In einem sehr lebendigen und anschaulichen Vortrag gab Ineke Spapé Einblick in die städtische (Rad)Planung in den Niederlanden. Neben Trends und Chancen zeigte sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Nachbarländer Niederlande und Deutschland auf.

Während wir das Gefühl haben aus der Sicht der Niederländer „Rad-Entwicklungsland“ zu sein, gab Ineke Spapé ihre Eindrücke von regelmäßigen Besuchen in München und Befahrungen mit dem Rad wieder. Wir seien auf dem richtigen Weg - „man kann deutlich sehen und spüren, was sich tut“, so die Radverkehrsexpertin. Verbesserungsmöglichkeiten gäbe es natürlich immer, aber wenn Bayern so weiter mache in der Entwicklung, hätte es die Chance „die Niederlande von Deutschland“ zu werden – oder wie wir es gerne ausdrücken „Radl-Land Nr. 1“.

Anders als in Deutschland sei Fahrradfahren in den Niederlanden wichtig als Teil der Kultur und seit Jahren ein sehr aktuelles Thema, obwohl es seit 20 Jahren keine nationale Radverkehrspolitik bzw. –strategie gebe. Erst seit kurzem gibt es in den Niederlanden einen „Reichsbaumeister“, der Radfahren wichtig findet und damit auch die Politiker überzeugt.

Die Herangehensweise in den Niederlanden unterscheidet sich maßgeblich von der in Deutschland – dort „fängt man einfach an und macht erst mal“, Strategie und Forschung/Evaluation würden dann aus den gemachten Erfahrungen heraus anschließend nach und nach entwickelt, so Spapé.

Außerdem wird Radplanung in den Niederlanden nicht als Radplanung deklariert, sondern als Autoinfrastrukturplanung. Denn gute Infrastruktur für das Fahrrad entlaste die Autoinfrastruktur. „Es gibt kein entweder – oder von Rad und Auto, wir sind in Holland beides gleichzeitig – Radfahrer und Autofahrer“, schilderte Spapé die Sichtweise in ihrem Heimatland.

Eine Entwicklung, die man auch in den Niederlanden nicht erwartet hatte, sei, dass „je mehr Radler unterwegs sind, desto sicherer sind diese unterwegs.“ Das Phänomen erklärte Spapé damit, dass mehr Masse dazu führe, dass man die Radler sieht und spürt, so dass man sich als Autofahrer besser darauf einstellen könne.

Zum Abschluss ihres Vortrages ermutigte Ineke Spapé die Zuhörer mit der Aufforderung „GO DUTCH“ und der Empfehlung „heute und jetzt anzufangen mit dem Mut aus Fehlern zu lernen.“

 

Text: Petra Husemann-Roew

15. Mittagsgespräch mit Referentin Ineke Spapé

Fotos: Tamara Schuster

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